Gelernt wie man Bergsteiger rettet:
Duncan hängt an der Wand, vom Steinschlag erwischt,
bewusstlos. Ich hänge unter ihm am Standplatz, ebenfalls verletzt und Niklas
und Tobi sind noch am Wandfuß, eigentlich kurz vorm einsteigen. Sie rappeln
sich grade wieder auf, nachdem sie vor den fallenden Steinen ausgewichen sind.
Das ist zum Glück alles nur ein Szenario, das passieren könnte. Bis jetzt
wüsste ich in so einer Situation nicht, was ich tun sollte, aber dafür hat
Annette ja Hans und Thomas bestellt. Sie sind übers Wochenende extra von der
Bergrettung München zu uns nach Heubach gekommen, um uns etwas über Erste Hilfe
in und Rettung aus den Bergen beizubringen.
Am ersten Abend lernten wir, dass man beim verbinden eines Bruches einfach
kreativ sein muss. Man braucht nur zwei Sachen: etwas festes, als Schiene und
etwas zum Binden. In unserem Fall Bandschlingen und zwei Klemmkeilentferner. Ich
wusste auch noch nicht, dass man selbst bei einem geschlossenen Bruch viel Blut
verliert, weil die Knochen auch durchblutet werden.
Später gab es noch Wissen zu diversen
Verletzungen und Behandlungsmöglichkeiten eingeflößt.
Samstagmorgens ging es bei Hans um Unterkühlung,
Unterzuckerung,
Höhenkrankheit, deren Symptome und was man gegen sie macht. Zum Beispiel die
vier Phasen der Unterkühlung, wo es sogar dazu kommen kann, dass sie derjenige
auszieht. Wir bauten eine Seiltrage und trugen Duncan und Niklas durch die
Gegend.
Danach gingen wir zu Thomas.
Er erklärte uns, wie wir mit einer anderen Person auf dem Rücken und eventuell
noch Rucksäcken eine Wand herunter kommen. Das probierten wir dann direkt aus.
Es war sogar relativ angenehm für mich auf dem Rücken eines heftig schnaufenden
Duncan die Wand herunter zu kommen.
Doch als wir die Rollen tauschten, merkte ich wie anspruchsvoll und anstrengend
es ist, mit nochmal seinem eigenen Körpergewicht auf dem Rücken eine doch nicht
so ganz senkrechte Wand abzuseilen.
Sonntag waren wir soweit, das oben beschriebene Szenario zu lösen, wir hofften
es jedenfalls.
Nach einer Stunde und fünfzehn Minuten waren wir alle wieder sicher auf dem
Boden.
Die Rettung war allerdings nicht ganz perfekt abgelaufen, Duncan und Ich hatten
ein Hängetrauma. Das ist ein Blutstau in den Beinen, durch langes Hängen im
Gurt. Außerdem hätte es vor dem etwas überstürzten Handeln der Retter einer
kurzen Besprechung bedurft
Das führte dann dazu, dass Niklas und Pia unsere Route nachstiegen um zuerst
den Vorsteiger Duncan zu retten. Sie bauten einen Standplatz oberhalb und
seilten von dort zu ihm ab um ihn mitzunehmen. Tobi stieg bis zu mir vor und
seilte mit mir vom Stand ab. Bis wir zu dieser Lösung kamen, wollten Niklas und
Pia zwischendurch unser Vorstiegsseil kappen, und mich zwei Meter die Wand
herunter fallen lassen.
Aus dem ersten Szenario hatten wir gelernt, sodass wir das zweite mit einer
kurzen Lagebesprechung starteten. Wir sagten kurz, wie wir es machen und los
ging es. Wir bauten an einem steilen Hang einen Stand an einem Baum um Niklas
und Duncan abzulassen. Unser Ziel war es, eine verunglückte Wandererin nach
unten zu befördern um sie für den Rettungsdienst leichter zugänglich zu machen.
Es lief alles super gut und schnell. Niklas und Duncan hatten nach dem Ablassen
von Pia noch zu viel Kraft und trugen sie kurzerhand noch den ganzen Berg wieder
hoch.
Zum Abschluss haben wir Tim noch in einer selbstgebauten Trage durch den Wald
getragen.
Nach diesem Wochenende fühle ich mich noch mehr gewappnet, in hohe Gebirgen zu
reisen.
Es hat für mich die Sicherheit meiner
Abenteuer noch mehr erhöht.
- David